Wohn-Accessoires aus Behindertenwerkstätten

Kölner Rundschau

Von Melanie Brandl, 15.12.08, 10:36h

Ob bei Wohnaccessoires, Küchenutensilien oder Möbeln - Design ist ein Muss. Praktische Alltagsgegenstände, optisch schick verpackt und dazu möglichst hochwertig gefertigt - dafür legt der Kunde gern ein paar Euro mehr auf den Ladentisch. > > Ob als Vase oder Kerzenhalter: Poliertes Aluminium verleiht den Objekten der Designlinie «Fairwerk» einen edlen Look. Ob als Vase oder Kerzenhalter: Poliertes Aluminium verleiht den Objekten der Designlinie «Fairwerk» einen edlen Look. 

Offenbach - Ob bei Wohnaccessoires, Küchenutensilien oder Möbeln - Design ist ein Muss. Praktische Alltagsgegenstände, optisch schick verpackt und dazu möglichst hochwertig gefertigt - dafür legt der Kunde gern ein paar Euro mehr auf den Ladentisch.

Diese Entwicklung hat nicht nur die Industrie erkannt: Immer mehr Werkstätten für Menschen mit Behinderungen produzieren ebenfalls Designprodukte. «Die Zeiten, in denen Kunden Dinge aus Werkstätten für Behinderte gekauft haben, nur um ein gutes Werk zu tun, sind vorbei», erklärt Olaf Stapel, Geschäftsführer der Genossenschaft der Werkstätten (GDW) Hessen/Thüringen in Offenbach. Qualität und Optik seien heute Faktoren, die zählten, um auf dem Markt zu bestehen. «Wenn man dann noch gleichzeitig sagen kann, man unterstützt mit dem Kauf eine sinnvolle Sache, ist das ein Zusatzbonbon - mehr aber nicht.»

Durch diese Entwicklung sind die Werkstätten gezwungen, sich an der Nachfrage am Markt zu orientieren und sich mit der Konkurrenz dort zu messen. «Was nutzt es, das x-te Schaukelpferd zu schreinern, wenn es keiner kauft, weil Schaukelpferde aus Fernost viel billiger sind?», fragt Stapel.

Besonders in Sachen Spielzeug, einst Schwerpunkt vieler Werkstatt-Eigenproduktionen, ist die Billig-Konkurrenz aus Asien gnadenlos, bestätigt Sabine Meyer, Leiterin des Projekts «side by side» der Caritas Wendelstein Werkstätten in Raubling in Bayern. Deshalb hätten sich einige Werkstätten für Menschen mit Behinderung jenseits dieses Massenmarktes mit Design-Produkten eine Nische gesucht, die sie perfekt bedienen können - etwa mit kleinen Stückzahlen und ökologisch wertvollen Materialien.

Die verschiedenen Designer der side by side-Entwürfe versuchen, mit einer prägnanten Formensprache der stetig wachsenden Kollektion eine Optik aus einem Guss zu verleihen. Die Auswahl reicht mittlerweile vom Bügelbrett über Tabletts bis hin zu Kerzenhaltern.

«Mit der etwas schiefen Tigerente, die einst verschämt beim Gemeindebazar verkauft wurde, hat das heute nichts mehr zu tun», sagt Günther Knauthe von Loony Design in Walldorf in Baden-Württemberg. Egal ob edle Salz- und Pfefferstreuer aus hochwertigem Holz, ein puristischer Zigarrenaschenbecher aus Beton oder die witzige Garderoben-Variante «Mauerblümchen» - alle Entwürfe bei «Loony Design» stammen von Absolventen der Akadamie der Bildenden Künste in Stuttgart und werden ausschließlich von Menschen mit Behinderung gefertigt.

Ein ähnliches Konzept hat auch die Designlinie «Fairwerk» der Inntal-Werkstätten der Stiftung Attel in Bayern. Windlichter und Gartenfackeln aus poliertem Aluminium, edle Weinthermometer oder witzige, knallbunte Eierbecher erinnern nicht einmal entfernt an selbstgemachte Spülbürsten, die einst zum Standard-Sortiment solcher Werkstätten gehörten.

«Früher waren unsere Kunden, gerade was die Optik der Produkte anging, nicht so wählerisch. Heute ist das ganz anders», sagt Meyer zurückblickend. «Made in Germany statt möglicher Kinderarbeit im Ausland, darin liegt die Chance der Werkstattprodukte. Das funktioniert aber nur, wenn das Design so attraktiv ist, dass es den etwas höheren Preis rechtfertigt.»

Denn billig sind Design-Produkte aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung nicht. «Sozial und ökologisch wertvoll zu produzieren kostet einfach», erläutert Thomas Cattany, Geschäftsführer von «Werkstatt-Design», dem bundesweit ersten Shop, der sich unabhängig von einer einzelnen Werkstatt innerhalb des Warenhauses «Kaufhof» in Nürnberg präsentiert. «Doch die Nachfrage nach hochwertigen Design-Produkten ist definitiv da, und unsere Waren können der Konkurrenz wirklich standhalten.»

Das einzige, an dem es ab und an noch mangelt, ist die Bekanntheit, bedauert Cattany. «Uns fehlt manchmal das zu den Preisen passende Image.» Wer einen Schal für knapp 70 Euro kauft, erwarte häufig neben guter Verarbeitung und edlem Material auch noch das entsprechende Label, mit dem er sich schmücken könne. «Und das können wir leider nicht bieten.»

Besondere Design-Produkte im Netz

Designprodukte aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung lassen sich nicht nur in Werkstattläden, sondern zum Teil auch online erwerben - zum Beispiel unter www.loony-design.de, www.werkstatt-design.de und www.fairwerk.de. Einzelne Produkte von side by sid gibt es auch bei www.living-quality.de. Weitere Händler, bei denen side by side-Produkte gekauft werden können, lassen sich erfragen unter www.sidebyside-design.de.

(dpa/tmn) >